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Geschichte

Die Glückwunschkarte im Wandel der Zeit

Die Geschichte der Karte

Dass Menschen, die füreinander etwas empfinden, sich schon immer gegenseitig Glück für eine unüberschaubare Zukunft wünschten, davon darf man ausgehen.

PapyrusVerbürgt ist z.B. von den alten Ägyptern, dass diese dies im besonderen Maße am Beginn eines neuen Jahres taten. Konnten sie doch hoffen, dass ein neuer Lebenszyklus in der Natur auch dem einzelnen Menschen die Chance für einen Neuanfang bot, unter Vermeidung aller negativen Erfahrungen der Vergangenheit. Als Symbol für neues Leben schenkte man sich Skarabäen und Neujahrsflaschen sowie kleine, selbst gemachte Sprüche auf Papyrus. Unsere europäischen Vorfahren hatten ähnliche Bräuche, jedenfalls war es im ausgehenden Mittelalter und in der frühen Neuzeit vielfach üblich, sich am Neujahrstag zu besuchen, um sich gegenseitig Glück für die Zukunft zu wünschen.

BuchdruckMit dem Aufkommen der Buchdruckerkunst ließen sich zunächst Mitglieder des Adels in Frankreich und Österreich, später auch die wohlhabenden Bürger, Visitenkarten drucken, die sie bei ihren Besuchen bei Verwandten, Bekannten und Freunden zurückließen. Sehr bald demonstrierte man in der Wiener Gesellschaft mit der Anzahl der gesammelten Visitenkarten seinen Beliebtheitsgrad. Später artete dieser Brauch so sehr aus, dass man am Neujahrstag von Haus zu Haus lief, um möglichst viele seiner Karten schnell zu verteilen und noch ein wenig später ging man nicht mehr selbst, sondern ließ die Karten durch Bedienstete austragen. Damit war aus einem zufälligen Zusammenspiel von tiefem Bedürfnis, geliebten Mitmenschen Glück zu wünschen, ihnen etwas zu schenken und von ihnen gleiches zu bekommen, aus zeitweise übersteigertem Brauchtum und aus neuen Techniken und Fähigkeiten die Neujahrskarte geboren, aus der sich die Karten zu all den jetzt üblichen Anlässen über die Jahrhunderte hinweg entwickelten! Die älteste, bekannte Glückwunschkarte aus dem deutschsprachigen Raum datiert aus dem Jahr 1493.

Waren früher die Hauptanlässe zum Schreiben von Karten der Namenstag, das Weihnachts- und Neujahrsfest, so begannen mit Anfang des 20. Jahrhunderts auch die einfachen Leute, ihren Geburtstag zu feiern. Ein weiterer Anlass für einen persönlichen Gruß. Heute ist fast jede zweite geschriebene Karte ein Geburtstagsglückwunsch.

Mit dem aufkommenden Wohlstand in den 60er Jahren nahm der Wunsch zu, mehr und Privateres auf Karten zu schreiben oder eigenwilligere Motive auszuwählen. Die sorgfältige Auswahl und das gehobene Image der Kartengrüße spiegeln sich darin wider, dass heute fast 90% aller Karten als Klappkarte im Umschlag verschickt werden. Eigentlich gibt es gar keinen Anlass, zu dem es keine geeignete Karte zu kaufen gäbe. Ob mit bildlichem oder textlichem Humor, ob in seriöser, gediegener Handschrift auf edlem Karton, ob mit Spruch oder ganz ohne Text, ob geprägt oder gestanzt, ob alte oder neue Meister, ob speziell für einen Familienangehörigen oder für den Chef, jeder kann in den gut geführten Fachabteilungen des Einzelhandels etwas passendes für seinen Geschmack finden.

Briefmarke WeihnachtenNatürlich war der heidnische Brauch des Glückwünschens zum neuen Jahr der christlichen Kirche stets ein Dorn im Auge. Da der Klerus für mehrere Jahrhunderte der Bildungsträger Europas war, gab es von Seiten der "Gebildeten", besonders in Mitteleuropa, immer einen gewissen Vorbehalt der Neujahrskarte gegenüber, der sich auch auf andere Anlässe übertrug. Man rümpfte die Nase und gab vor, dass Versender von Glückwunschkarten angeblich keine Briefe schreiben könnten.

Dabei erhebt die Glückwunschkarte gar keinen Anspruch auf tiefgehende Schreibkultur. Sie kann und will den gediegenen Brief nicht ersetzen. Sie will nur, individuell vom Versender für den Empfänger ausgesucht, als dessen Stellvertreter ein Überbringer schneller, kleiner, freundschaftlicher Botschaften von Mensch zu Mensch zwischendurch sein. Ein Produkt der Lebensfreude ohne erhobenen Zeigefinger und ohne kritische Absicht. In den angelsächsischen Ländern wird das auch so empfunden, und deshalb ist Deutschland in diesem Sinne im Vergleich z.B. zu den USA, zu Großbritannien oder auch zum direkten Nachbarn Holland, am Pro-Kopf-Verbrauch gemessen, noch immer ein Entwicklungsland der Glückwunschkarte.Die AVG hat es sich in Verbindung mit den übrigen Gruppen am Markt zur Aufgabe gemacht, dies zu ändern.

Text: Günter Garbrecht, Bremen, Juli 1995, ergänzt 2010
Abbildungen 1,2 und 3: Fotolia

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