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Grusskartenanlässe

Hochzeit

Im Mittelalter verstand man unter einer „Hoch-Zeit“ jede hohe kirchliche oder weltliche Feier. Wenn wir heute in unserem Kulturkreis das Wort „Hochzeit“ benutzen, so reduzieren wir den Begriff damit auf die Festlichkeit, die nach einer offiziellen Eheschließung gefeiert wird. Nicht nur der Sinn und die Formalitäten einer Eheschließung haben sich durch die Jahrhunderte weitgehend verändert, sondern auch die Wortgebungen.

Als sich das Leben noch überwiegend in bäuerlich geprägten Großfamilien vollzog, spielte Liebe zwischen Ehegatten nicht die erste Rolle. Sicherheitspolitische Faktoren zwischen eventuell verfeindeten oder befreundeten Gruppen oder ökonomische Verflechtungen waren vorherrschend. Seelische Liebe fand man möglicherweise bei einem anderen Mitglied der Großfamilie. Das änderte sich mit der Industriellen Revolution, wo durch beschränkten Wohnraum die Kleinfamilie entstand, in der für ein erträgliches Leben zumindest Sympathie für den Ehepartner von Vorteil war.

Bis zum 16. Jh. wurden Ehen in privaten Kreisen geschlossen, wegen des Erbrechts nicht selten unter Zeugen für den tatsächlichen Vollzug. Nach der Reformation übernahmen allein die Kirchen die Instanzen für Familienangelegenheiten, bis im 19. Jh. unter dem Einfluss des Code Napoleon die Cevilehe eingeführt wurde. Gesetzlich maßgebend war ab da die standesamtliche Eheschließung vor einem Standesbeamten in einem öffentlichen Gebäude, noch bis 1998 nach einem vierwöchentlichen Aufgebot. Eine freie Trauung, bzw. eine nur kirchliche hatte rechtlich keine Gültigkeit. Diese Handhabung gilt jedoch in vielen Ländern so nicht.

Ursprünglich und traditionell regelte der Begriff „Ehe“ (althochdeutsch: Ewigkeit, Recht, Gesetz) die Verbindung eines männlichen und eines weiblichen Menschen, die zur Fortpflanzung führen kann. Eine Auflösung der Gemeinschaft war so gut wie unmöglich. Weil aber viele Dinge zur Absicherung des Lebens heute nicht mehr allein von der Familie, sondern vom Staat übernommen wurden, veränderte sich auch der Absicherungsgedanke und so können heute in vielen Ländern auch gleichgeschlechtliche Personen offiziell eine eheähnliche Verbindung eingehen. In christlichen Ländern ist es jetzt unüblich, dass ein Mann mehrere Frauen oder eine Frau mehrere Männer gleichzeitig ehelicht. Es gibt aber Kulturen, wo dies durchaus noch üblich ist.

Bedeutete das Wort „Heirat“ im Mittelhochdeutschen „Hausstand“, so leitet sich „Trauung“ her von Vertrauen, Treue oder Anvertrauen. Waren die Frauen früher bei ihrer Verheiratung meistens sehr jung, so wurden sie von den Eltern dem zukünftigen Ernährer anvertraut. Dies geschah öffentlich mit dem Ritus der „Trauung“, der oft mehrere Tage dauerte, um den Vermählten, die sich oftmals kaum kannten, Gelegenheit zu geben, sich von ihrem bisherigen Lebenskreis abzulösen und den neuen zu akzeptieren. Durch die Gleichberechtigung sowie dem Selbstbewusstsein moderner Frauen werden durch einen relativ kurzen Akt der Eheschließung die Ehepartner jetzt einander anvertraut.

Es Ist derzeit der Traum vieler junger Frauen, in einem weißen Kleid zu heiraten, wobei es dem persönlichen Geschmack unterliegt, ob es lang oder kurz, eng oder weit, gerüscht oder schlicht sein soll. Das war nicht immer so, die Kleiderordnung hat sich über die Jahrhunderte hinweg immer wieder geändert. Im Alten Rom trug die Braut eine enge Tunika mit einem Gürtel, der mit einem sogenannten Herkulesknoten verschlossen war. Darüber trug sie eine Stola und einen Schleier. Der Bräutigam musste den Knoten später in Anwesenheit der Gäste lösen. Im Mittelalter heirateten die ärmeren Schichten in ihrer meist schwarzen Sonntagskleidung, während der Adel sich hochwertige, farbige Stoffe leistete, die mit Gold, Silber und Stickereien verziert wurden. Auf Druck des Katholizismus entwickelte sich nach der Reformation Schwarz als Trendfarbe bei Hochzeitsfeierlichkeiten, die als Ausdruck der Frömmigkeit angesehen wurde. Am Anfang des 18. Jh. kamen Brautkleider in Weiß auf, einer Farbe, die Reinheit und Unschuld symbolisieren sollte. Letzteres ist den meisten Brautleuten heute nicht mehr bewusst, werden weiße Kleider doch auch noch zur zweiten oder dritten Hochzeit getragen.

Solange es üblich war, vor der Eheschließung eine gewisse Verlobungszeit einzugehen, tauschten die Verlobten am Tage der Verlobung Ringe, in die jeweils der Name eines Partners eingraviert war. Die Ringe galten als Symbol der Unendlichkeit und wurden während der Verlobungszeit an der linken Hand (Ringfinger) getragen. Die Braut trug den mit ihrem Namen, der Bräutigam denjenigen mit dem seinigen. Bei der Trauung wurden die Ringe getauscht und von da ab an der rechten Hand getragen.

Die Eheschließung und die anschließenden Hochzeitsfeierlichkeiten sind im Bewusstsein der meisten Menschen sicherlich immer noch ein Höhepunkt des Lebens. Der Wunsch nach ewigem Glück ist ungebrochen. Leider lässt ein mangelndes  Durchhaltevermögen die Erfüllung nicht immer zu. Ob allerdings die Partner in unauflöslichen Verbindungen früherer Zeiten glücklicher waren, bleibt zu hinterfragen.

Günter Garbrecht 2014

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