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Die christliche Taufe

Die christliche Taufe

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Genealogisch dargestellt durch die Tilde

Vielleicht war der Kultus einer Reinwaschung bereits bei früheren Völkern bekannt, schriftlich belegt ist er durch das Alte Testament im 2. Buch Könige, Kapitel 5, Vers 1–14, wo der Prophet Elisa um 850 v. Chr. den aramäischen (syrischen) Feldhauptmann Naamann vom Aussatz (Lepra) durch Eintauchen in den Jordan heilt:

„Da stieg er ab und taufte sich im Jordan siebenmal, wie der Mann Gottes geredet hatte, sein Fleisch ward wieder erstattet wie das Fleisch eines jungen Mannes und er ward rein!“

Bei dem Evangelisten Markus, Kapitel 1, Vers 4 und 5 liest man von Johannes dem Täufer, der zur Zeit Jesu lebte:

„4 Johannes, der war in der Wüste, taufte und predigte von der Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden. 5  Und es ging zu ihm hinaus das ganze jüdische Land und die von Jerusalem und ließen sich alle von ihm taufen im Jordan und bekannten ihre Sünden.“

Johannes war Jude, aber mit ihm begann das Christentum, denn auf ihn und sein Tun bezogen sich die späteren Christen. Während Johannes aber die Täuflinge ganz eintauchte und sie mittels des Wassers von ihren (Erb-)Sünden reinwusch sowie sie zur Buße aufforderte, bezogen die späteren Christen die Taufe auf Jesu Christi, seinen Tod und seine Auferstehung. Das Wasser tötet symbolisch und schenkt anschließend neues, reines Leben im Heiligen Geiste.

Der Apostel Paulus in Römer Kapitel 6, Vers 3:

„Wisst ihr denn nicht, dass wir alle, die wir auf Christus getauft wurden, auf den Tod getauft wurden? Wir wurden mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod; und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten aufgeweckt …“

In der Apostelgeschichte Kapitel 19, Vers 4 und 5 sprach Paulus:

„ 4 Johannes hat getauft mit der Taufe der Buße und sagte dem Volke, dass sie glauben sollten an den, der nach ihm kommen sollte, das ist an Jesum, dass der Christus sei. 5 Da sie das hörten, ließen sie sich taufen auf den Namen des Herrn Jesu.“

So wurde mit Bezug auf den Befehl Jesu an die Jünger (Matthäus Kapitel 28, Vers 19)

„Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker und taufet sie auf den Namen des Vaters, und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“

die Taufe zur Norm und zum Zwang bei der Eingliederung in die kirchlichen Gemeinschaften, als Bund des Täuflings mit Gott, wobei sich die Riten über die Jahrhunderte auseinanderentwickelten.

In den ersten Übersetzungen der Bibel ins Griechische wurde „taufen“ mit „baptizem“ übersetzt. Der Gote Wulfila verwendet im 4. Jh. das Wort daupjan, das gleichfalls ein- bzw. untertauchen bedeutet. Althochenglisch dyppan. Im Deutschen stammt es aus dem Althochdeutschen „toufen“ aus dem sich auch neudeutsch „tief“ ableitet. Es haben sich nämlich drei Arten im Umgang mit dem Wasser herausgebildet: Untertauchen (Inversion), Begießen (Affusion) und Besprengen (Aspersion). Dabei wird die Taufformel gesprochen: „(Ich taufe dich) im Namen des  Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes (oder im Namen Jesu Christi). Nur die Zeugen Jehovas taufen im Namen Jehovas. Diese Formel wird in einigen Kirchen dreimal gesprochen mit Bezug auf die Trinität bzw. auf die drei Tage, die Jesus im Grab lag.

Lange wurde das Wort Taufe ausschließlich im religiösen Zusammenhang gebraucht, heute auch mit Einweihungen und Traditionen im weltlichen Sinne (Schiffstaufe, Äquatortaufe etc.).

Die Taufe muss nicht unbedingt in geheiligten Räumen oder von Priestern durchgeführt werden, ob wohl das der Normalfall ist. Taufen können auch draußen an Flüssen oder Seen durchgeführt werden, von Laien oder im Notfall von jedem. Es muss mit Wasser gegossen, gesprengt oder in Wasser getaucht sowie die Formel gesprochen werden, um Gültigkeit zu erlangen. War ursprünglich auch bei Säuglingen oder in Notfällen streng das Untertauchen üblich, so ist man heute kritischer und wählt meistens das Besprengen oder Begießen.

Obwohl sich der christliche Taufkult wahrscheinlich aus dem jüdischen Tauchbad, der Mikwe, entwickelte, hat dieses nicht die gleiche religiöse Bedeutung, weil das Judentum Jesus Christus nicht als den erwarteten Messias anerkennt. Das jüdische Tauchbad ist ein rituelles körperliches Reinigungsbad, das allerdings nach göttlichen Regeln durchgeführt werden muss.

Alle Kirchengemeinden anerkennen die Erwachsenentaufe, Kindstaufen werden nicht überall akzeptiert. Einige Kirchengemeinschaften setzen voraus, dass ein Täufling durch Einsicht selbst entschieden hat, der Gemeinschaft beizutreten (Gläubigentaufe). Das wäre bei Kindern frühestens im schulpflichtigen Alter ab ca. sechs Jahren möglich. Die katholische sowie die evangelische Kirche akzeptieren die Säuglingstaufe und überlassen die Entscheidung den Eltern oder Paten.

Die Tauffeierlichkeiten beginnen in den meisten christlichen Gemeinden mit der Heiligung des Wassers und der Taufformel. Unterschiede gibt es in der folgenden Liturgie, bei der Verwendung des Wassers, der Gesänge, Gebete, Beräucherung sowie der Verwendung geheiligter Geräte. In früheren Zeiten war es Pflicht, dass der Täufling zum Zeichen seiner Reinheit weiß gekleidet war. Auch das wird nicht mehr so streng genommen. Der Taufakt wird in die Kirchenbücher eingetragen und darüber eine Urkunde ausgestellt.

In einigen christlichen Kirchengemeinden, es besteht dazu kein Zwang, werden am Ende des Taufaktes für die Täuflinge sogenannte Taufkerzen entzündet. Oftmals sind die Kerzen mit Symbolen wie Kreuzen, Lebensbäumen, weißen Tauben oder das Alpha- und Omegazeichen versehen. Das Licht der Kerze verweist auf das Wort Jesu im Johannesevangelium Kapitel 8, Vers 12: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“

Eine Sonderheit der Taufe kennen die Mormonen mit ihrer Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, deren Hauptsitz sich in Salt Lake City im Staate Utah in den USA befindet. Sie kennen die Totentaufe, die ausschließlich in einem ihrer Tempel durchgeführt werden darf. Gemäß ihres Glaubens kann niemand nach dem Tode ins Paradies kommen, ohne getauft zu sein. Weil viele früher Verstorbene das jedoch nicht wissen konnten, kann ein noch lebender Verwandter in ihrem Namen den Taufakt nachholen. Dafür müssen aber der korrekte Name und das Sterbedatum vorliegen. Der Verstorbene muss mindestens ein Jahr oder bei nicht Vorliegen des Sterbedatums mindestens einhundertzehn Jahre lang tot sein. Der Tote im Jenseits entscheidet selbst darüber, ob er die Taufe annimmt. Während ihrer Missionsarbeit in aller Welt sammeln die Mormonen Daten aus Kirchenbüchern oder sonstigen Unterlagen, um unwissend verstorbenen Vorfahren nachträglich den Einzug ins Paradies zu ermöglichen. Auf diese Weise entstand in Salt Lake City das größte Familienarchiv der Welt, das jedem frei zur Verfügung steht.

Günter Garbrecht 2015

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