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Advent
Die Adventszeit mit vier Adventssonntagen, ursprünglich Adventus Domini (Im alten Rom die Ankunft eines Amtsträgers, aber auch in Verbindung mit dem Wort „divi“ die Erscheinung einer Gottheit im Tempel), steht in der Christenheit für die Zeit der Vorbereitung auf das heutige Weihnachtsfest am ¬25. und 26. Dezember, eingedenk der Geburt und das zweite Kommen Jesu Christi sowie der Menschwerdung Gottes.
Als Vorbereitung auf das damalige Weihnachtsfest am 6. Januar legte die römische Kirchenverwaltung im siebten Jahrhundert eine geschlossene Fastenzeit ab dem 11. November (tempus ante natale Domini = Zeit vor der Geburt des Herrn) fest. In dieser Zeitspanne durfte nicht aufwendig gefeiert werden, selbst Hochzeiten mussten in aller Stille stattfinden. Erst während des Ersten Weltkriegs 1917 wurde das Kirchenrecht in dieser Hinsicht wieder revidiert.
Gab es zunächst unterschiedlich vier bis sechs Adventssonntage, so wurden diese von Papst Gregor ¬(540 bis 604 n. Chr.) auf vier verbindlich festgelegt. Der letzte Adventssonntag ist immer der vor dem 25. Dezember. In Jahren, in denen der Heilige Abend auf einen Sonntag fällt, gilt dieser Tag als der vierte Adventssonntag. Zurückgerechnet beginnt die Adventszeit demnach stets zwischen dem 27. November und dem 3. Dezember. Als Fastenzeit wird die Adventszeit nur noch von einigen orthodoxen Kirchen zwischen dem 15. November und 24. Dezember als Philippusfasten begangen. Der Begriff Advent ist in den Ostkirchen weniger bekannt.
Am ersten Adventssonntag beginnt in den westlichen Kirchen, sowohl in den katholischen wie protestantischen, das neue Kirchenjahr, in den östlichen Kirchen am 1. September. Der letzte Sonntag vor dem 1. Advent ist in der katholischen Kirche der Christ-König-Sonntag, auch Kirchensylvester genannt.
Als Erfinder des Adventskranzes gilt der evangelische Pfarrer Johann Hinrich Wichern aus Hamburg, der 1839 im Betsaal des „Rauhen Hauses“ einen hölzernen Kranz mit vier dicken weißen Kerzen für die vier Adventssonntage und neunzehn kleinen roten Kerzen für die Arbeitstage während der Adventszeit aufhängen ließ. Dieser Brauch entwickelte sich rasch und fand bis heute viele Nachahmer in der unterschiedlichsten Weise.
Weil sich die Bergarbeiter im Erzgebirge nach Licht sehnten, wenn sie in den Wintermonaten bei Dunkelheit morgens in den Berg einfuhren und gleichfalls bei Dunkelheit abends wieder herauskamen, stellten ihre Angehörigen in der Vorweihnachtszeit sogenannte Schwibbögen mit vielen Kerzen in die Fenster ihrer Häuser. Jede Kerze symbolisierte eine Grubenlampe, und wenn die Lichter am Bogen vollständig brannten, zeigte das an, dass alle Bergarbeiter des Hauses wohlbehalten aus der Grube zurückgekommen waren.
Im neunzehnten Jahrhundert wurde es besonders für Kinder üblich, die Tage vor dem Weihnachtsfest zu zählen. Es entstand der Adventskalender, der nach dem Ersten Weltkrieg auch mit kleinen Türen zum Öffnen gefertigt wurde, hinter denen sich bunte Bildchen als Überraschung befanden. In der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts entdeckte die Süßwarenindustrie diesen Brauch und versteckte hinter den Türen ihre besonders dafür hergestellten Produkte.
Günter Garbrecht 2015