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Grusskartenanlässe

Trauer

Dr. med. Kay Blumenthal - Barby, der Sterbeforscher an der Universität Göttingen ist mit der größten Sammlung von Beileidskarten im Guiness-Buch der Rekorde vertreten.

Rund 3.500 Exemplare aus 25 Ländern hat er in zehn Jahren zusammengetragen.

Erst sammelte der Arzt unter Bekannten. Dann startete er Aufrufe bei Kongressen und Messen sowie in Zeitungen. Eine ganze Flut von Trauerkarten aus vielen Ländern wurde ihm zugesandt. Die ältesten Beileidskarten stammen noch aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg. Im Vergleich zu heutigen Trauerkarten seien deutliche Unterschiede erkennbar, sagt Blumenthal-Barby.„Damals wurden die meisten Karten in tiefschwarz gehalten und waren wunderschön gestaltet.“

Viele Karten hatten kostbare, silberfarbene Aufdrucke auf schwarzem Grund, manche waren auch mit schwarzen Schleifen verziert. Die Motive seien zumeist typische Todessymbole wie Kreuze, Kränze, Engel, Lilien, Trauerweiden oder Grabsäulen. Schon in den 20er Jahren habe sich das Aussehen der Beileidskarten geändert. Damals hätten statt des tiefen Schwarz graue Farbtöne dominiert. Diese Tendenz habe sich fortgesetzt. Heute seien viele Beileidskarten in sehr hellen bis Pastelltönen gehalten und von Glückwunschkarten kaum noch zu unterscheiden. Dieser veränderte Umgang mit dem Thema Tod zeigt sich nach Beobachtungen des Sterbeforschers auch in anderen Bereichen.

Bestattungsfahrzeuge seien heute kaum noch von anderen Autos zu unterscheiden. Zu Beginn des Jahrhunderts seien sie nicht nur pechschwarz, sondern bei Beerdigungen auch immer prächtig geschmückt gewesen. Witwenschleier oder Kondolenzband seien völlig aus der Mode gekommen. All dies zeige, daß die Gesellschaften den Tod zu verdrängen suche. Wer spricht wem und wie sein Beileid aus? Beim Sammeln und Vergleichen, beim Forschen und Analysieren hat der Sterbeforscher „kulturhistorisch sehr interessante Unterschiede“ festgestellt.

Während die Deutschen bei Todesfällen in aller Regel schriftlich kondolieren, drückten die Franzosen den Hinterbliebenen ihr Beileid meistens persönlich aus. In Russland oder Italien seien Beileidskarten „so gut wie gar nicht bekannt“, in vielen Staaten der sogenannten Dritten Welt gebe es überhaupt keine. In Südafrika zum Beispiel schrieben ausschließlich die Weißen Beileidskarten, während Schwarze durch Totenwache oder Trauermärsche ihre persönliche Anteilnahme bekundeten.

In den reichen Ländern würden den Kondolenzbriefen häufig Geldscheine oder Schecks in zum Teil bedeutenden Summen beigefügt.

Und wie sollten heute Beileidskarten abgefasst werden?
Hierzu meint Blumenthal-Barby:„Nach dem Erhalt einer Todesnachricht sollte man umgehend kondolieren. Dabei komme es nur den nächsten Angehörigen und engsten Freunden zu, ihr Beileid telefonisch auszusprechen.
Alle anderen sollten dagegen schriftlich kondolieren und damit Rücksicht auf die betroffene Familie nehmen, die sich aufgrund des Todesfalles in einer Extremsituation befinde. Ganz wichtig sei auch, daß man in dem Beileidsschreiben nicht nur die „aufrichtige Teilnahme“ bekunde, sondern den Hinterbliebenen auch seine Hilfe und Unterstützung anbiete. Dafür gibt es in den USA eine schöne Tradition. Dort hätten Beileidskarten oft die Aufschrift „Bitte lassen Sie mich wissen, wenn ich Ihnen helfen kann“.

Jeder Mensch, der einen Verlust erlitten habe, brauche vor allem Unterstützung. Dieser Aspekt komme jedoch oft zu kurz.

Text: Günter Garbrecht 1998, Frankfurt, ergänzt 2010

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