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Geschichte

Drucken mit beweglichen Lettern


Die Technik des Druckens ist kein eigentliches Schreiben, aber sehr nahe damit verwandt. Mit ihrem Aufkommen hat sie das Schreiben mit der Hand auch keinesfalls verdrängt, sie hat aber den Part übernommen, den das Schreiben nicht bewältigen konnte, nämlich die Verbreitung großer Massen an Information. In Verwaltungen und im privaten Bereich blieb die Fertigkeit des Schreibens weiter erhalten.

Es ist belegt, dass in China bereits im 2. Jh. n. Chr. der Steindruck bekannt war, ca. Mitte des 1. Jahrtausends der Holztafeldruck und dass dort zum Ende des Jahrtausends und etwas später damit experimentiert wurde, Druckstöcke aus Ton, Keramik, Kupfer oder Blei zu fertigen, die sich jedoch alle für Massenproduktionen nicht eigneten. Allein schon deshalb, weil es kaum möglich war, die Druckstöcke für jedes einzelne der 87.000 Schriftzeichen für jedes Wort der chinesischen Sprache zu archivieren, auch wenn zum täglichen Gebrauch 3000 bis 5000 Schriftzeichen genügten.

Mit dem erneuten Aufblühen des Fernhandels zwischen Europa und China ab etwa dem Jahr 1000 n. Chr. brachten Reisende auch Kenntnisse über den Holztafeldruck nach Westen mit, und dieser wurde bald das gängigste Verfahren zur Vervielfältigung von Schrifttum auf Pergament und später auf Papier, das ebenfalls in China erfunden worden war.

Durch den Kontakt zur moslemischen Welt bei der Rückeroberung Spaniens durch christliche Heere, durch die Kreuzzüge und Pilgerströme ins Heilige Land stieß man insbesondere in der alten Bibliothek von Alexandria in Ägypten auf die geistigen Errungenschaften der Antike, von der die Kirche Roms die europäische Völker über Jahrhunderte ferngehalten hatte. Zuerst in einigen Städten Italiens gründeten sich mit Unterstützung der Fürstenhäuser geistige Zirkel, die sich wissenschaftlich damit beschäftigten und philosophische sowie technisch-mathematische Impulse überall hin versendeten.

Im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit begann sich im 15. Jh. das Leben in allen Bereichen zu verändern. Lag die Bildung bis dahin ausschließlich bei den Klöstern, so begannen die Städte Schulen und Universitäten zu gründen und bald konnten die Kopiermönche dem Bedarf an Büchern nicht mehr nachkommen. Inzwischen des Lesens kundig, verlangten immer größere Gruppen von Schulabgängern, die nicht unbedingt die lateinische Sprache der Kirche gelernt hatten, Schriften in ihren Volkssprachen. Die Zeit war reif, den schwerfälligen Holztafeldruck durch eine modernere Technik abzulösen.

Beim Holztafeldruck wurden Texte bzw. Darstellungen spiegelverkehrt aus Holztafeln herausgekerbt. Die stehen gebliebenen Erhöhungen (Hochdruck) wurden mit Farbe bestrichen und die Tafeln auf einen zu beschriftenden Untergrund gedrückt und abgerieben. Zwar konnten so beliebig viele Kopien hergestellt werden, jedoch immer nur für eine Seite. Änderungen waren nicht möglich. Jede Buchseite benötigte eine neue Tafel und Buchseiten konnten immer nur von einer Seite des Materials bedruckt werden.

Der Durchbruch zu einem neueren Verfahren gelang nicht einem Mitglied der Druckerzunft, sondern einem Berufsfremden, der damit die Ausbreitung der Renaissance und der Reformation ermöglichte. Der um 1400 geborene Mainzer Johannes Gensfleisch, genannt Gutenberg nach dem Hof seiner Eltern, hatte als Sohn wohlhabender Patrizier nicht nur eine gute Schulbildung, sondern eventuell sogar eine Universitätsausbildung erhalten. Beruflich wandte er sich dem Münz- und Goldschmiedehandwerk zu. Er betrieb nach seinem Umzug nach Straßburg dort eine Manufaktur für die damals sehr populären Pilgerspiegel aus einer Blei-Zinn-Legierung. Ob er davon erfahren hatte, dass die Koreaner inzwischen ein Drucksystem mit beweglichen Lettern aus 24 Buchstaben entwickelt hatten, ist unbekannt. Er kannte sich aber mit der Verarbeitung von Metallen aus und entwickelte eine Druckerpresse, die einen schnellen und gleichmäßigen Ablauf gewährleistete.

Der Grundgedanke Gutenbergs bestand darin, Texte so in Einzelteile zu zerlegen, wie die Schreiber der Antike dies mit der Hand getan hatten, in Klein- und Großbuchstaben, Satzzeichen, Ligaturen und Abkürzungen. Diese Teile mussten einzeln gegossen werden und in größeren Mengen zur Verfügung stehen. Zur Herstellung wurde zunächst in die verbreiterte Spitze eines Hartmetallstiftes spiegelverkehrt ein Schreibsymbol eingeschnitten. Dann wurde diese sogenannte Patrize mit einem Hammer senkrecht in einen Block aus weichem Kupfer in eine vorbestimmte Tiefe eingeschlagen und der Block, die Matrize, mit einer Feile sauber nachbearbeitet. Die Matrize wurde in ein von Gutenberg erfundenes Handgießinstrument eingespannt und die flüssige Legierung aus Blei, Zinn und weiteren Beimischungen mit dem Gießlöffel eingefüllt. Die Legierung erkaltete augenblicklich, der neu entstandene Stift mit wieder einem spiegelverkehrten Symbol wurde dem Handgießinstrument entnommen und an einer Sollbruchstelle mit dem Hammer abgeschlagen, so dass später alle Lettern die gleiche Höhe aufwiesen. Die einzelnen Lettern wurden nach einem gewissen Schema in einen Setzkasten einsortiert, so dass der erfahrene Setzer sie für einen Text beim Einfügen in einen Winkelhaken blind entnehmen konnte. Die entstandenen Textzeilen wurden im Setzrahmen eingespannt und dieser in die Druckerpresse eingeklemmt. Nach vollendeter Arbeit konnten die einzelnen Lettern zum Wiedergebrauch in den Setzkasten zurücksortiert werden.

Gutenberg war auf diese Weise in der Lage, ca. 170 Bibeln mit je 1200 Seiten in einer Zeit zu produzieren, in der ein Kopiermönch mit der Hand nicht eine einzige fertig schreiben konnte. Für seine Erfindung wurde Johannes Gutenberg zur wichtigsten Person des 2. Jahrtausends n. Chr. gewählt.

Jahrhunderte wurden auf ähnliche Weise, wie Gutenberg sie erfunden hatte, Texte gesetzt und gedruckt. Heute gibt es, jedenfalls in Deutschland, nur noch wenige Menschen, die am Setzkasten oder am Drucktiegel arbeiten können. Die Drucktechnik hat sich in den letzten 50 Jahren völlig verändert, besonders seit die Maschinen durch Computer gesteuert werden. 

Günter Garbrecht 2015

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