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Geschichte

Das Schilfrohr

Das Schilfrohr

Neben den Beschreibstoffen wie Holz, Knochen, Steinsplitter, Tonscherben, Wachs, Papyrus, Papier oder virtuelle Möglichkeiten sind die Schreibgeräte die wichtigsten Hilfsmittel zur Umsetzung der genialsten Erfindung des Menschen – des Schreibens!
Können erste Gegenstände zum Kratzen oder Schlagen in Stein noch nicht als vollwertige Schreibgeräte angesehen werden, so ist es zweifelsohne das Schilfrohr in all seinen Ausführungen. 

Anonymes Epigramm aus dem 3. Jh. v. Chr.
Ich, das Rohr, war einst eine nutzlose Pflanze; 
denn mir Gedeihen weder Feigen, noch Äpfel, noch Trauben. 
Doch weihte mich ein Mann den Musen,
in dem er mir feine Lippen schnitt 
und einen engen Fluss wie durch einen Kanal leiten ließ.
Sooft ich nun dunklen Trank trinke, 
spreche ich geradezu göttlich Jedes Wort mit diesem stummen Mund.

Um 3500 v. Chr. schnitten die Sumerer im Vorderen Orient dünne Rohrgriffel aus Schilfpflanzen, mit denen sie einseitig Zeichen in ungebrannten Ton ritzten. Als Weiterentwicklung kamen später dickere, an einer Seite dreikantig geschnittene Rohrstücke auf, die am anderen Ende rund geschliffen waren. Mit dem kantigen Ende drückte man Buchstaben in den weichen Ton, mit dem runden Ende Zahlen. Diese so genannte Keilschrift wurde in abstrahierter Form bis ca. 500 v. Chr. angewendet.
Die nahezu zeitgleich lebenden Ägypter schrieben auf einem Material, das sie aus zusammengepressten Streifen von Stängeln der Papyrus-Schilfpflanze herstellten. Ihre Schrift, die Hieroglyphen, wurde auf dem unebenen Grund eher gemalt als geschrieben. Dazu schnitten sie 20 bis 40 Zentimeter lange und 1,5 bis 2,5 Millimeter dicke Stücke aus Binsen, die stark verholzt und widerstandsfähig waren. Ein Ende wurde schräg angespitzt und zum Pinsel in unterschiedlichen Stärken, für dicke und dünne Striche, zerkaut. Der Schreiber arbeitete im Sitzen auf der Erde, ohne Tisch. Die Papyrusrolle, geöffnet mit der linken Hand, lag auf seinen Oberschenkeln. In der rechten Hand hielt er den Pinsel mit zwei Fingern, wie ein Maler und stützte bei der Arbeit die Hand nicht auf.

Ägyptischer Schreiber

In jeder Stärke benötigte der Schreiber zwei Pinsel. Einen für schwarze Farbe, hergestellt aus Ruß und Gummiarabikum, dem Saft der Akazie; und einen für rote Farbe, aus Ocker, Zinnober, Mennige sowie dem Saft der Papyrusstaude. Die Brocken aus getrockneten Farbpigmenten wurden in einem Beutel mitgeführt, bei Bedarf in Wasser aufgelöst und ähnlich wie heutige Wasserfarben verarbeitet. Gelöscht werden konnte Geschriebenes mit einem feuchten Schwamm (dem Heiler der irrenden Feder) oder mit etwas Speichel am Finger. Für magische Texte wurde als Tinte auch Blut verwendet. Für aus schwarzem Text hervorgehobenes in Rot zu schreiben, hat sich interessanterweise von Ägypten aus über das antike Rom, die Buchmalerei der Mönche im europäischen Mittelalter, bis in die Korrekturen an den modernen Schulen erhalten.
In der jüdischen Religion und später im Islam gewann die Rohrfeder eine sakrale Bedeutung. Noch heute werden Kopien der Tora-Schriften oder des Korans mit diesem Werkzeug ausgeführt.
Günter Garbrecht 2004

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